Oder anders ausgedrückt: Totgesagte leben länger, was Hannes Sieverling, Geschäftsführer der EDP Vertriebs GmbH, seit Jahren einer der Big-Player im europäischen Tape-Business, bestätigen kann.

Mittlerweile feiert bereits die 9. LTO-Generation ihre erfolgreiche Einführung und wird somit dem explodierenden Datenzuwachs gerecht. Zunehmende Ransomware-Angriffe auf Datenarchive lässt das analoge Band so ziemlich kalt und auch die sehr geringen Anschaffungs- und Betriebskosten wissen zu überzeugen. Befeuert wird die Tape-Renaissance zudem durch die zunehmende Cloudakzeptanz, ist Hannes Sieverling überzeugt. Je mehr Daten in die Cloud wandern, desto mehr profitiert das Tape als letzte Verteidigungslinie sensibler Daten, welche im Unternehmen verbleibt.

Studie von Ontrack und EDP zeigt Defizite beim Backup auf

Das Magnetband als Datenarchiv ist Dein Freund und Helfer; aber nur, wenn aktive Backup- oder Archivstrategien mit einhergehen, was eine frühere Studie, durchgeführt von der EDP Vertriebs GmbH und dem Datenrettungs-Experten Ontrack, belegt.

Mehr als ein Drittel aller Unternehmen haben bereits Probleme gehabt, auf archivierte Magnetband-Daten zuzugreifen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage zum „Management von Magnetbändern für Backup- und Archiv-Lösungen“. Demnach gehen deutsche IT-Leiter oft fahrlässig mit „Dark Data“ um; über 10 % konnten schließlich gar nicht mehr auf ihre Archivdaten zuzugreifen.

Über die Hälfte der rund 250 befragten deutschen Unternehmen verfügen zudem nicht über einen Krisenplan, wie in einem solchen Fall vorzugehen ist. „Dark Data“, die auf Archivbändern gespeicherten historischen Daten, können so im Zuge von „Big-Data“-Projekten nicht für neues Geschäft analysiert werden und strukturiert in Business-Intelligence-Systeme einfließen.

Dabei ist das Tape-Archiv einer der Orte, an dem sich Unmengen potenziell wertvoller Daten befinden, die Unternehmen im Verlauf ihrer regulären Geschäftstätigkeit sammeln, verarbeiten und speichern, aber (noch) nicht für andere Zwecke – wie zum Beispiel gewinnbringende Analysen und erfolgreiches Business Development – nutzen. „Dark Data“ eben.

Qualitätssicherung im Argen

Mit der Qualitätssicherung ihrer archivierten „Dark Data“-Schätze ist es nicht weit her, kritisieren die beiden Experten. So nutzen ein Drittel aller befragten Unternehmen ihre Magnetbänder gefährlich oft und lange, bis sie gegen neue ausgewechselt werden. Dabei sind die Schwierigkeiten beim Zugriff auf die Daten oft selbstverschuldet: 44 % aller Teilnehmer prüfen zu keinem Zeitpunkt den Zustand ihrer Bänder. Darüber hinaus verfügen mehr als 80 % aller Unternehmen über Magnetbänder, die älter sind als fünf Jahre sind, und somit vielleicht nicht mehr täglich eingesetzt werden sollten.

Den Spitzenplatz unter den verwendeten Bändern hält dabei das LTO-Format mit fast 90 %. Dabei nutzen die befragten Firmen ihre Magnetbänder je zur Hälfte zur Archivierung und für regelmäßiges Backup.

Die Studie zeigt, dass die Gefahr eines Datenverlustes bei Magnetbändern in deutschen Unternehmen offensichtlich deutlich unterschätzt wird: Immerhin 52 % testen zwar ihre Altbänder durch den Einsatz in einem vorhandenen Bandlaufwerk, aber nur 11 % prüfen ihre Bänder durch spezielle Software- oder Hardware-Analysewerkzeuge. Nur ganze 4 % nehmen die Dienste eines Service-Dienstleisters für die Kontrolle der Tapes und deren Lesbarkeit in Anspruch.

Handlungsbedarf beim Archivmanagement

Neben der Qualitätssicherung der verwendeten Magnetbänder besteht in vielen Unternehmen auch beim Archivmanagement Handlungsbedarf: Knapp die Hälfte aller Firmen, 49 % der Befragten, verfügen über einen Katalog oder eine Indexierung all ihrer auf Bandmedien gespeicherten Daten. Die andere Hälfte hingegen haben entweder gar keine oder nur eingeschränkte Informationen über den Inhalt oder die Verteilung ihrer Daten auf den Tapes.

Dazu kommt, dass bei fast einem Fünftel der Befragten (18 %) entweder die Original-Software oder die nötige Hardware zum Auslesen der Daten nicht mehr im Unternehmen vorhanden sind. Eine kurzfristige Wiederherstellung der Tape-Inhalte zur Einhaltung von gesetzlichen oder internen Compliance-Vorgaben ist so nicht mehr möglich.

„Mit diesen Ergebnissen haben wir eigentlich so nicht gerechnet“, erklärt Hannes Sieverling, Geschäftsführer von EDP, dem Walldorfer Hersteller von Barcode-Etiketten für Speichermedien und Distributor von Magnetbändern. „Die Umfrage beweist leider ganz deutlich, dass viele Firmen sich über die Gefahren eines laxen Umgangs mit ihren digitalen Schätzen offensichtlich nicht klar sind. Zwar kommt es sehr auf den Einzelfall an, aber dass Magnetbänder ewig im Einsatz sind und dass die im Archiv gelagerten Tapes von vielen Firmen nicht mehr geprüft werden, hat uns dann doch sehr überrascht“.

„Wahrscheinlich befinden sich auf vielen dieser Tapes Altdateien, die nur im Falle einer Prüfung ausgelesen werden müssen. Aber selbst dann sollte man sich zumindest einen aktuellen Inhaltskatalog erstellen lassen und nicht warten, bis nichts mehr geht“, ergänzt Christian Prella, verantwortlicher Business Manager für Tape-Services bei Ontrack.

Sowohl EDP als auch Ontrack weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Magnetbänder in fest definierten Abständen auf ihre Datenlesbarkeit geprüft werden sollten, damit im Falle einer Compliance-Anfrage schnell auf die gespeicherten Daten zugegriffen werden kann. Zudem ist das Wiederherstellen von defekten Magnetbändern aufwendig, da hierbei neben den verwendeten Anwender- und Archiv-Backuplösungen, auch die Verteilung der Daten auf den Tapes nachgestellt werden muss. Es lohnt sich daher im Rahmen eines aktiven Backup- oder Archivmanagements bereits frühzeitig an Notfallpläne und dem Ende des physischen Lebenszyklus der Tapemedien zu denken.

https://www.ontrack.com/
https://www.edp-germany.de