Glückwunsch: 60 Jahre und noch immer im Dienst – das Bandmedium. Allerdings ist viel passiert in sechs Dekaden: Miniaturisierung der Technologie, zahlreiche Exoten, die es nun kaum mehr gibt und Quantensprünge in der Kapazität. Ein bewegtes Leben ist das allemal…

Heute vor 60 Jahren, am 21. Mai 1952, wurde von IBM das erste professionelle Bandsystem ins Leben gerufen: das IBM 726. Das Ding sah aus wie eine mittelgroße Schrankwand und speicherte stolze 1,44 MByte auf einem 12-Zoll-Rollenband mit 720 Meter Länge. Das passte zwischenzeitlich auch mal auf eine 3,5-Zoll-Diskette, heute nimmt jedes gute Digitalfoto mindestens so viel Speicherplatz in Anspruch. Die Bänder von heute fassen gleich mehrere TBytes und sind so groß, dass sie in eine Handtasche passen, bzw. das Laufwerk in ein Handschuhfach.

Zwar geht die eigentliche Magnetbandtechnologie ursprünglich zurück bis in die 1930er Jahre mit der Erfindung des Tonbandes zur Musikaufzeichnung in Deutschland, zur professionellen Nutzung kam es aber erst nach Einführung entsprechender Lösungen. Und danach gab es einen regelrechten Technologie-Boom – oder auch Wildwuchs – im Bandspeicherbereich. Da gab es Halbzoll-Format, Viertelzoll-Cartridges, Mini QIC’s, Helical Scan, 4 mm, 8 mm, DDS/DAT, Digital Linear Tape (DLT), Super-DLT, ADR, DDS, Mammoth, SLR, Travan, VXA, AIT (Advanced Intelligent Tape), Super-AIT und LTO (Linear Tape Open) und viele mehr. Und es brauchte mehrere Jahre, damit sich hier die Spreu vom Weizen trennte. Selbst Anfang der 2000er gab es noch ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen von LTO und DLT.

Im Unternehmensumfeld kommen fast nur noch LTO und das Jaguar-Format (TS-Laufwerke) von IBM zum Einsatz. Und obwohl der Markt keine steilen Wachstumskurven hat, ist die sechzigjährige Technologie noch ganz fit und fidel und wird uns sicher noch viele Jahre lang begleiten. Denn wo auch immer Energie- und Administrationskosten eine große Rolle spielen und wo zahlreiche Datensätze über Jahrzehnte gelagert werden müssen, da finden wir Bruder Band. Somit sieht es schlecht aus für die Rente ab 67. Vielmehr kann man nur wünschen: weiter so, auch noch die nächsten Dekaden.

Mit leider nicht auf Band gespeicherten Grüßen,
Ulrike Rieß

Quelle: speicherguide.de